Die Kunst der heilsamen Berührung Therapeutic Touch

Therapeutic Touch als Pflegeintervention

Therapeutic Touch wurde als Pflegeintervention und als komplementäre Methode konzipiert, standardisiert und in Spitäler und in freie Praxen integriert. Durch die sanfte Berührung am Körper werden die Meridiane, Reflexzonen, Akupunkturpunkte, Organzonen und die Energiezentren wahrgenommen. Durch die bewusste Wahrnehmung wird die Energie im Körper und im bioelektromagnetischen Feld des Menschen gelenkt und ausgeglichen.
In der Behandlung entsteht was Wunderbares, nämlich Ruhe, und diese führt zur tiefen Entspannung. Durch die Berührung fühlt man sich angenommen, geborgen und im Frieden. Ich nehme den Menschen mit all meinen Sinnen wahr, seinen Körper, Geist und Seele, dazu auch noch die Familienstrukturen, Muster, Emotionen, Gedanken und den Einfluss der Ahnen.

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Die Harmonie des Energiefeldes wird mit den spezifischen Techniken wiederhergestellt. Das führt zu einem Anstieg des Wohlbefindens und auch der Lebensfreude, einer Reduktion des Schmerzes, die Schlafqualität verbessert sich, die Selbstheilungskräfte werden angeregt und die eigene Wahrnehmung zum Körper verändert sich zum Positiven. Eine liebevolle Annahme des eigenen Seins entsteht.

Mich erfreut von Herzen, das jeder während der Behandlung schnell in die Entspannung kommt. Das Körperbewusstsein verändert sich, viele meiner Kunden sagen nach der Behandlung, ich fühle mich wie Neugeboren im meinem Körper, ich fühle mich Glücklich und ganz leicht, meine negativen Gedanken haben sich zu positiven verändert. Jetzt geht’s mir wieder gut.

Bernhard Hochegger-Klug hat bei mir 2014 den Basiskurs absolviert. Einen Auszug aus seiner  Abschlussarbeit im Rahmen des Universitätslehrganges Mittleres Pflegemanagement  02.02.2015 – 13.01.2016 der Therapeutic Touch sehr gut beschreibt finden sie hier:

1  Therapeutic Touch (TT)

TT ist eine komplementäre Pflegeintervention, die vor 40 Jahren bereits standardisiert und in den USA eingeführt worden ist. TT beruht auf dem Energiemodell von Martha Rogers und die Effekte dieser Methode werden seither dokumentiert. In der Praxis gibt es auch passende Pflegediagnosen die eine gezielte Anwendung von TT erleichtern.„>>Therapeutic Touch<<, das im deutschen mit >>Therapeutischer Berührung<< übersetzt werden kann, stellt eine moderne Variante mehrerer alter, transkultureller Heilpraktiken dar, beruhend auf der Fähigkeit, den menschlichen Energiefluss zu lenken und zu harmonisieren, und diesen wieder ins Gleichgewicht zu bringen“ (Krieger1995, S. 31; vgl. auch Krieger 1999, S.200, zit. in Weydert-Bales 2014, S. 22).

In den folgenden Abschnitten wird die TT Behandlung nun näher beschrieben und deren Anwendungsmöglichkeiten werden dargestellt. Weiters wird anhand von Beispielen angeführt, in welchen klinischen Bereichen bisher ein positiver Behandlungseffekt erzielt werden konnte.

1.1  Ursprung und Geschichte von Therapeutic Touch

Die TT Methode wurde in den Siebziger Jahren in den USA von Dolores Krieger und Dora Kunz entwickelt. Dolores Krieger war eine Pflegeprofessorin an der Universität von New York und Dora Kunz eine anerkannte Heilerin. Diese Methode wurde von ihnen primär und speziell für Pflegekräfte entwickelt und erstmals 1975 öffentlich vorgestellt.

Als theoretischer und philosophischer Rahmen für TT gelten „das Modell des einheitlichen Menschen“ von Martha Rogers, „das Prinzip der Einheit oder dynamischen Vollkommenheit“ von Renee Weber, sowie die „Theorie des menschlichen Energiefeldes“ von Dora Kunz.

1975 wurde TT im großen Rahmen in den Pflegeberuf eingeführt, da aus Ansicht von Dolores Krieger und Dora Kunz Pflegekräfte die nötige Hingabe und das Engagement besäßen, um diese Methode zu erlernen.

Anfang der 1990er Jahre wurde TT im sogenannten Masterprogramm „Frontiers of Nursing“ der Universität New York aufgenommen und bereits im Jahre 1995 an mehr als 80 Universitäten, Schulen und Kliniken in den USA und in mehr als 90 Ländern weltweit gelehrt.

Dementsprechend finden sich zahlreiche literarische Quellen und Studien, vor allem im angloamerikanischen Raum, wie TT in unterschiedlichen Settings angewendet werden kann (vgl. Weydert-Bales 2014, S.11 ff).

Zunächst werden allerdings die wichtigsten Begriffe erläutert, um im Anschluß die Anwendung und Methodik von TT näher beleuchten zu können.

1.2  Begriffsklärung

„Therapeutic Touch ist eine moderne Variante mehrerer alter Heilpraktiken. Sie besteht in der erlernten Fähigkeit, menschliche Energien zu lenken bzw. zu harmonisieren. Der Begriff Therapeutic Touch (Therapeutische Berührung) mag irreführend sein, da der Therapeut in der Praxis den Patienten nicht zwangsläufig körperlich berührt. Die Hauptarbeit des Therapeuten besteht eher darin, das Energiefeld des Patienten zu harmonisieren als dessen Haut zu berühren.

Suggestion kann in der zwischenmenschlichen Beziehung der Heilsituation als allgegenwärtiger und mächtiger Placebo wirken. Die Reaktionen auf Therapeutic Touch lassen sich allerdings nicht nur oder ausschließlich mit Suggestion oder Überzeugung erklären. Einige der sensationellsten therapeutischen Wirkungen wurden bei Menschen beobachtet, die nicht imstande waren, auf verbale Befehle zu reagieren, wie z.B. bei Frühgeburten, Patienten, die während eine Operation unter starker Narkose standen, und Menschen, die im Koma lagen und ihre Umgebung nicht wahrnehmen konnten.

Auch ist Therapeutic Touch kein Wundermittel; es ermöglicht einfach, das natürliche, menschliche Potential zu helfen und zu heilen bei sich selbst und anderen einzusetzen.“ (Krieger 2012, S.25)

Aus diesem Abschnitt läßt sich bereits gut erkennen, daß TT nicht notwendigerweise eine körperliche Intervention sein muss, es ist durchaus üblich sich nur im Feld des Patienten, der Patientin zu bewegen. Häufig ist es auf Grund der Erkrankung auch gar nicht möglich direkt auf der Haut zu arbeiten, bzw. sind PatientInnen nicht immer mit einer direkten Berührung einverstanden. Diese Aspekte sind vom TT-Therapeuten zu respektieren.

Im nächsten Abschnitt wird erklärt unter welchen Voraussetzungen TT angewendet werden soll und auf welcher Grundlage diese Anwendung basiert.

1.3  Grundlagen von Therapeutic Touch

In der Anwendung von TT geht Dolores Krieger von 4 wissenschaftlichen Voraussetzungen aus. So sagt sie, daß alle Wissenschaften, die sich mit dem Leben beschäftigen, darin übereinstimmen, daß Lebewesen ein offenes Energiesystem haben und ständig miteinander im Austausch stehen. Dies sei ein natürliches und allgegenwärtiges Phänomen. Wichtig sei das entspannte Vorgehen während einer TT Behandlung, geleitet von Mitgefühl für den Patienten.

Jeder Mensch sei symmetrisch angelegt und diese Symmetrie zeige sich überall in der Anatomie. So sind unser Gefäßsystem, unser Nervensystem und vor allem das menschliche Skelett so aufgebaut, daß es sich genau an der Wirbelsäule spiegelt. Von dieser Annahme ausgehend kann der TT-Therapeut den energetischen Zustand des Patienten einschätzen.

Eine weitere Voraussetzung stellt die Annahme dar, daß Krankheit zu einem Ungleichgewicht im Energiefeld des Menschen führt. Unter Zuhilfenahme aller seiner Sinne kann der TT-Therapeut dieses Ungleichgewicht lokalisieren und ausgleichen, Veränderungen in den Energiemustern feststellen und diese harmonisieren.

Als letzte Voraussetzung nennt Krieger die natürliche Fähigkeit des Menschen, seine Lebenssituation gegebenenfalls verändern und anpassen zu können, was in letzter Konsequenz eine notwendige Voraussetzung für eine Heilung darstellt (vgl. Krieger 2012, S. 26f).

Krieger sagt weiter „Der Heilprozess ist bei Therapeutic Touch ein bewußter Prozess und läßt sich keineswegs mit einem passiven Trance- oder Dämmerzustand gleichsetzen. Der Heilprozess beruht auf fundiertem, logisch abgeleitetem Wissen, formalen und medizinischen Forschungsergebnissen, auf der weltweit vorhandenen Literatur über den therapeutischen Einsatz menschlicher Energien und tiefgehenden Erfahrungswerten, die zu persönlichem Wissen reifen“(Krieger 2012, S.27).

Nach diesem allgemeinen Exkurs über die Anwendung von TT, wird im nächsten Schritt die Methode näher erläutert, um schließlich eine Brücke schlagen zu können, zu den vielfältigen praktischen Anwendungsmöglichkeiten von TT im pflegerischen Alltag und um schließlich auch die Frage beantworten zu können, ob TT als Behandlungsmöglichkeit für Patienten mit einer Abhängigkeitserkrankung in Betracht gezogen werden kann.

1.4  Methode

Die Methode der TT Anwendung erfolgt in 4 Schritten.

Der erste Schritt ist stets die Zentrierung des Therapeuten. Der Behandler nutzt Atem- und Entspannungsübungen, um sich auf seinen Klienten einzustellen.

Der zweite Schritt ist das Assessment (Feststellung der vorliegenden Situation).

Der Therapeut bewegt seine Hände entlang des Energiefeldes des Patienten, beginnend am Kopf, bis zu den Beinen, um Störungen im Energiefeld zu entdecken (z.B. Blockaden, Wärme, Kälte u.s.w.).

Der dritte Schritt ist schließlich die Intervention, oder Behandlung. Durch Verbleiben der Hände auf vorgegebenen Stellen (TT spezifische Technik, Akupunkturpunkten, Energiezentren, e.t.c.) versucht der Behandler Blockaden zu lösen, den Energiefluss anzuregen oder auch überschüssige Energie abzuleiten.

Und im vierten und letzten Schritt erfolgt die Evaluation, oder Auswertung, die dem Assessment im Vorgehen gleicht, jedoch mit dem Augenmerk darauf, was sich durch die Behandlung verändert hat.

Abschließend wird der Patient ausgestrichen, beginnend am Kopf, bis zu den Beinen und abschließend wird er geerdet. Alle Behandlungsschritte werden schließlich unmittelbar dokumentiert, um das Vorgehen, die Veränderungen sowie den weiteren Behandlungsablauf zu sichern (vgl. Hoefert/Uehleke 2009, S. 276f, vgl. Austria Netzwerk Therapeutic Touch Teachers 2007, S. 44).

Im nächsten Abschnitt dieser Arbeit wird der praktische Nutzen von TT nun näher beschrieben und auch aufgezeigt, bei welchen Symptomen TT zur Linderung eingesetzt werden kann. Weiters werden in Kapitel 4 auch Fallbeispiele beschrieben, anhand derer die Wirkung von TT nachvollziehbar gemacht werden soll.

2  Anwendungsmöglichkeiten von Therapeutic Touch

Im ersten Teil dieses Kapitels wird beschrieben bei welchen Symptomen TT zur Linderung im Allgemeinen eingesetzt werden kann, um im Anschluß näher zu beleuchten wie viele dieser Symptome und Symptomgruppen sich auch bei Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen wiederfinden, und somit festzustellen, ob TT im Bereich der Therapie von Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen ein hilfreiches pflegetherapeutisches Angebot darstellt.

In der Therapie von Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen gibt es ein immer breiter werdendes pflegetherapeutisches Angebot, das den PatientInnen zur Verfügung steht. Zum Beispiel werden auf der Station ZSM 4 im LKH Graz Süd/West – Standort Süd seit vielen Jahren unter anderem NADA – Ohrakupunktur, PME nach Jacobson, Öldispersionsbäder und Aromapflege für Therapiepatienten mit einer Abhängigkeitserkrankung angeboten. Viele PatientInnen nutzen dies bereitwillig und beschreiben die Wirkungen dieser Angebote als sehr hilfreich und unterstützend. Im multiprofessionellen Team werden diese Therapieangebote immer wieder evaluiert und auch deren Wirkweise besprochen, auch wird darauf geachtet, welche PatientInnen für das jeweilige Angebot in Frage kommen, um mögliche Kontraindikationen auszuschließen.

2.1  Beschreibung der verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten anhand ausgewählter Symptome

PatientInnen mit Abhängigkeitserkrankungen weisen während der Entzugsbehandlung verschiedenste Symptome auf. Am Häufigsten treten dabei Schmerz, Schlafstörungen und Unruhe auf. Daher wird in diesem Abschnitt beschrieben, wie TT wirkt, um diese Symptome zu lindern.

„Bei jeder TT Interaktion lassen sich einige beständige und äußerst zuverlässige Resultate beobachten:

  • Entspannung

Die erste Reaktion des Patienten äußert sich in einer ausgesprochen raschen Entspannung, die meistens innerhalb von nur zwei bis vier Minuten eintritt.

  • Schmerzlinderung

Medizinisch gesehen werden Schmerzzustände bedeutend gelindert oder ganz beseitigt. Oft wird dies erreicht, wenn Schmerzmittel nicht länger wirken. Viele Sterbende sind, wenn sie erst einmal von der Belastung eines anhaltenden Schmerzes befreit sind, in der Lage, sich auf den friedlichen Übergang zum Tod einzulassen.“ (Krieger 2012, S. 28).

  • Linderung psychosomatischer Krankheiten

Von den physiologischen Systemen, die auf Therapeutic Touch ansprechen, reagiert meiner Meinung nach das autonome Nervensystem am sensibelsten. Therapeutic Touch wird am besten mit Störungen in diesem System fertig, die den Kern dessen bilden, was wir als psychosomatische Krankheiten kennen. Früher wurden diese Krankheiten mit Misstrauen betrachtet, aber heute weiß man, daß weltweit bis zu 70 Prozent aller Krankheiten psychosomatischen Ursprungs sind, denn streßbedingte Krankheiten sind weit verbreitet, sogar in Ländern der Dritten Welt. Die beständige und schnelle Entspannungsreaktion verdanken wir der Empfänglichkeit des autonomen Nervensystems für Therapeutic Touch“ (Krieger 2012, S. 28f).

Laut Krieger wirkt TT entspannend, wodurch Unruhe bzw. Schlafstörungen reduziert werden können. Außerdem beschreibt sie einen positiven Effekt von TT auf Schmerzzustände und psychosomatische Krankheiten.

Download der gesamten Arbeit: